2006 bis heute

Spirituals und andere Kirchenmusik konnte man natürlich auch nach 2006 bei uns hören. Allerdings änderte sich doch die Handschrift sehr.

Einen gravierenden Unterschied zwischen einem Chor und einem Schauspielensemble gibt es: im Schauspiel ist jeder Solist. Das macht sich natürlich sowohl im Aufwand als auch in der „Frei-Zeit“ bemerkbar und so war wohl ein sukzessives Valet der Theaterfreunde dem Chor gegenüber unvermeidlich. Am deutlichsten war dies in der künstlerischen Leitung. Herr Deuse, der sowohl den Chor, als auch das Theater künstlerisch leitete, tat dies beim letzteren mit solch wachsendem Ernst, dass er gegen Ende 2006 die Chorleitung aufgeben musste. Glücklicherweise trat mit der schon einige Jahre im Chor singenden Karen Lehmann – ihres Zeichens ebenso Musikpädagogin – eine würdige und erfahrene Chorleiterin die Nachfolge an.

Wie gesagt, damit änderte sich die Handschrift und irgendwie auch das Credo des Chores. Die Musikstile grenzten sich stärker voneinander ab als zuvor. Mit dem Jazz – wir reden hier von „singbaren“ Jazzstandards – kam ein völlig neuer Stil hinzu, der wiederum unsere Art, Gospels und Spirituals zu intonieren sehr veränderte. Vorher eher typisch reißerisch, flächig und einfach homophon wurde nun zu eher nuancierter, stimmlich abgrenzbarer, polyphon, dem europäischen Jazz ähnlicher. Der Pop blieb dabei klanglich am ehesten erhalten, allerdings wuchs hier das Repertoire sehr in die epochale Breite. Zu den, sagen wir, „aktuellen“, wohlgefälligen Chart-Hits kamen - ganz ähnlich der Hinzunahme des Jazzes - sowohl Rock ’N Roll- und Motownklassiker, als auch mehr an den „Aufträgen“ als an persönlichen Geschmack orientierte Songs. Will man auf Hochzeiten singen, brauch man halt ein paar Schnulzen, ganz klar.